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Recording-Grundlagen der MS-Mikrofonierung

Recording-Grundlagen der
MS-Mikrofonierung

Maximale Kontrolle über dein Stereobild

Das erste Aufnahmeverfahren, das den meisten Menschen einfällt, wenn sie an Stereoaufnahmen denken, ist ein gematchtes Mikrofonpaar, das in der XY-Anordnung (Intensitäts-Stereofonie) konfiguriert ist. Es liegt natürlich auf der Hand, da es der einfachste Weg ist, ein echtes menschliches Ohrenpaar nachzuahmen.

Doch obwohl Stereoaufnahmen in der XY-Konfiguration am naheliegendsten sind: es gibt noch andere Methoden. Die M/S–Aufnahmetechnik ist zwar komplexer, bietet aber dramatische Vorteile gegenüber der Standard-Mikrofonierung. Wenn du noch nie von der M/S-Aufnahmetechnik gehört hast oder aber zu großen Respekt davor, es selbst auszuprobieren, dann verpasst du eine mächtiges Tool für dein Aufnahmearsenal.

Geschichte

Die M/S-Mikrofonierung ist kein neues Konzept. Es wurde von Alan Blumlein, Ingenieur bei EMI und früher Pionier des stereofonen sowie des Surround-Sounds, entwickelt. Blumlein patentierte die Technik 1933 und setzte sie bereits bei einigen der ersten stereophonen Aufnahmen ein.

Die M/S-Mikrofonierung kommt beim Rundfunk sehr häufig zum Einsatz, weil richtig aufgenommene M/S-Spuren immer monokompatibel sind. M/S ist auch für Studioaufnahmen eine beliebte Technik, und seine Einfachheit und Flexibilität machen es ebenso zu einer guten Wahl für Live-Aufnahmen.

Warum M/S?

Die Hauptschwäche der XY-Mikrofonierung ist, dass man an das aufgenommene Signal - und auch an das Stereobild - gebunden ist. In manchen Fällen kann das Zusammenführen dieser Spuren in eine Mono-Summe zu gewissen Phasenauslöschungen führen.

Die M/S-Technik gibt dir mehr Kontrolle über die Breite der Stereospreizung als andere Mikrofonierungstechniken und erlaubt dir, nach der Fertigstellung der Aufnahme jederzeit weitere Anpassungen vorzunehmen.

Was du dazu benötigst

Während für XY-Aufnahmen ein gematchtes (werksseitig aufeinander abgestimmt) Mikrofonpaar benötigt wird, um ein konsistentes Bild zu erzeugen, kommen bei der M/S-Aufnahme oft zwei völlig unterschiedliche Mikrofone zum Einsatz, oder aber ähnliche Mikrofone, die auf unterschiedliche Richtcharaktistiken eingestellt sind.

Das "Mitte"-Mikrofon ist zur Mitte der Schallquelle ausgerichtet. Für gewöhnlich handelt es sich bei diesem Mikrofon um eine Nieren- oder Hypernierencharakteristik (obwohl einige Variationen der Technik ein Kugel- oder Achtercharakteristik verwenden). Das "Seiten"-Mikrofon muss die Richtcharakteristik Acht besitzen. Dieses Mikrofon ist um 90 Grad von der Schallquelle abgewendet. Beide Mikrofonkapseln sollten so dicht wie möglich, typischerweise übereinander, platzier werden.

Übliche M/S-Platzierung mit zwei AKG C414 Mikrofonen.

Wie es funktioniert

Die M/S-Aufnahmetechnik ist im Grunde genommen gar nicht so kompliziert. Das Konzept beruht darauf, dass das Mittenmikrofon als Mittelkanal fungiert, während der Kanal des Seitenmikrofons durch Addition oder Subtraktion von Informationen von beiden Seiten Räumlichkeit und Richtcharakteristik erzeugt.

Das um 90 Grad von der Quelle abgewendete Achter-Mikrofon nimmt die Umgebungsgeräusche und den Nachhall von den Seiten der Klangbühne auf. Da es sich um die Richtcharakteristik Acht handelt, sind die beiden Aufnahmeseiten um 180 Grad phasenverschoben. Mit anderen Worten erzeugt eine positive Ladung auf der einen Seite der Membran des Mikrofons eine gleiche negative Ladung auf der anderen Seite. Die Vorderseite des Mikrofons, die der Plus-Seite (+) entspricht, ist in der Regel auf die linke Seite der Klangbühnegerichtet, während die Rückseite oder Minus-Seite (-) nach rechts zeigt.

Das Mitten-Mikrofon fungiert als Center-Kanal, während das Seiten-Signal die Stereo-Atmosphäre erzeugt.

Wie man es umsetzt

Die Signale der beiden Mikrofone werden dann jeweils auf eine eigene Spur aufgenommen. Um dann aber ein richtiges Stereobild der Aufnahme zu hören, müssen die Tracks gematrixt und dekodiert werden.

Obwohl du nur zwei Audiokanäle (Mitte und Seite) aufgenommen hast, besteht der nächste Schritt darin, das Seiten-Signal in zwei getrennte Kanäle aufzuteilen.Dies kann entweder in deiner DAW-Software oder deinem Hardware-Mixer erfolgen, indem du das Seiten-Signal auf zwei Kanälen schickst und die Phase von einem der Kanäle umkehrst.

Jetzt hast du drei Audiokanäle - den Mittenkanal und zwei Seitenkanäle - die ausgewogen sein müssen, um ein Stereobild zu erzeugen.

Wenn du nur den Mittenkanal hörst, erhältst du ein Monosignal. Wenn Du nun die beiden Seitenkanäle hochziehst, hörst du eine Stereo-Spreizung des Signals. Hier kommt jetzt der richtig coole Teil - die Breite des Stereofeldes kann durch den Anteil der Seitenkanäle im Mix variiert  werden!

Warum es funktioniert

Ein Instrument im totalen Zentrum (0 Grad) erzeugt einen Klang, der direkt in der Aufnahmerichtung in das Mittenmikrofon eindringt. Der gleiche Klang trifft jedoch den Nullpunkt (Off-Axis) des Seiten-Mikrofons mit Richtcharakteristik Acht. Das resultierende Signal wird also zu gleichen Anteilen an die linken und rechten Mischpultbusse und Lautsprecher gesendet, so dass ein zentriertes Abbild entsteht. Ein Instrument, das um 45 Grad nach links positioniert ist, erzeugt einen Klang, der auf das Mittelmikrofon und eine Seite des Seitenmikrofons trifft.

Da die Vorderseite des Seitenmikrofons nach links zeigt, erzeugt der Klang eine positive Polarität. Diese positive Polarität addiert sich mit der positiven Polarität des Mitten-Mikrofons im linken Kanal, was zu einem erhöhten Pegel auf der linken Seite der Klangbühne führt.

Auf dem rechten Kanal des Seitenmikrofons bewirkt das gleiche Signal eine phasenverschobene, negative Polarität. Diese negative Polarität erzeugt in Kombination mit dem Mittenmikrofon im rechten Kanal einen reduzierten Pegel auf der rechten Seite. Ein um 45 Grad nach rechts positioniertes Instrument erzeugt genau den gegenteiligen Effekt, indem es das Signal rechts erhöht und links verringert.

Worin liegt der Vorteil?

Einer der größten Vorteile der M/S-Aufnahme ist die Flexibilität. Da die Stereoabbildung direkt vom Anteil des Signals abhängt, das zu den Seitenkanälen kommt, wird durch Anheben oder Absenken des Anteils von Mitten- zu Seitenkanälen ein breiteres oder schmaleres Stereofeld erzeugt. Das Ergebnis ist, dass du den Klang deiner Stereoaufnahme ändern kannst, nachdem sie bereits aufgenommen wurde, was mit der herkömmlichen XY-Mikrofonaufnahme nicht möglich wäre.

Experimentiere einfach damit - hör dir nur den Mitten-Kanal an, und du hörst ein direktes, monophones Signal. Senke nun den Pegel des Mittenkanals, während du die beiden Seitenkanäle anhebst. Während die Seitensignale zunehmen und die Mitte zurückfährt, wirst du feststellen, dass das Stereobild breiter wird, während die Mitte immer weiter entfernt klingt. (Wenn man den Mittenkanal komplett herauszieht, erhält man ein Signal, das hauptsächlich Raumklang ist, mit sehr geringer Richtcharakteristik - was man für einen Effekt, aber nicht viel mehr brauchen kann..) Wenn du mit dem direkten Mittensound anfängst und dann die Seitenkanälen dazu mischt, kannst du genau passende Stereobild für die Spur erstellen.

Ein weiterer großer Vorteil der M/S-Mikrofonierung ist die echte Monokompatibilität. Da sich die beiden Seitenkanäle gegenseitig aufheben, wenn du den Mix auf Mono stellst, bleibt nur der zentrale Mittenkanal übrig, wodurch du ein perfektes Mono-Signal erhältst. Weil die Seitenkanäle auch einen Großteil des Raumambientes enthalten, wird dieser Klang durch das Zusammenmischen des Mixes auf Mono eliminiert, was zu einem direkteren Mix mit mehr Klarheit eführt.

Andere Variationen

Während die meisten M/S-Aufnahmen mit einem Nierenmikrofon für den Mittenkanal erstellt werden, kann die Variation des Mittenmikrofons einige interessante Effekte erzeugen. Versuche es doch einmal mit einem Kugelmikrofon als Mittenmikrofon, um die Räumlichkeit und den Tieftonbereich drastisch zu erhöhen.

Experimente mit verschiedenen Mikrofonkombinationen kann ebenfalls einen signifikanten Unterschied ausmachen. In den meisten Fällen sollten dabei die beiden Mikrofone ziemlich ähnlich klingen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Klangquelle groß ist, wie ein Klavier oder ein Chor, da die Kanäle Panoramainformationen teilen; andernfalls variiert die Tonqualität über das Stereofeld hinweg zu drastisch. Für kleinere Klangquellen mit engerem Stereofeld, wie z.B. eine Akustikgitarre, ist es wesentlich einfacher, mit schlecht aneinander angepassten Mikrofonen zu experimentieren. Versuche es zum Beispiel mit einem heller klingenden Seitenmikrofon, um das Stereobild zu färben und um es räumlicher zu egestalten.

Wie du nun sehen kannst, birgt die M/S-Mikrofontechnik viel mehr, als nur dem Ohr zu gefallen – probiere es also einfach aus. Du wirst feststellen, dass es eine unglaublich nützliche Methode ist, um die ultimative Kontrolle über das Stereofeld in deinen Aufnahmen  erlangen.

Hier sind einige Drumloops, die mit der M/S-Mikrofonierung erstellt wurden. Die Mikros wurden in einem kleinen Raum auf Kopfhöhe des Schlagzeugers, etwa 1,5 m dirket vor dem Schlagzeug positioniert. Wenn du eine DAW besitzt, kannst du die Mitten- und Seiten-WAV-Dateien separat herunterladen und die Summen- und Differenzmatrix selbst einrichten.

— Daniel Keller

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